Die Corona-Pandemie und aktuelle geopolitische Spannungen haben deutlich gemacht, wie anfällig globale Lieferketten sein können. Viele deutsche Unternehmen denken deshalb über eine Rückverlagerung von Produktionsstandorten nach – ein Trend, der unter dem Begriff „Reshoring“ bekannt geworden ist.
Besonders stark betroffen sind Branchen mit komplexen Zulieferketten – wie die Automobilindustrie, der Maschinenbau oder die Elektronikbranche. Wenn wichtige Bauteile nicht geliefert werden können, kommt es zu Produktionsausfällen, Vertragsstrafen und Einbußen bei der Kundenzufriedenheit.
Die Rückverlagerung nach Deutschland soll diese Risiken reduzieren und die Kontrolle über Qualität und Lieferzeiten erhöhen. Zudem kann die Produktion unter strengeren Umwelt- und Sozialstandards erfolgen, was für das Unternehmensimage und die ESG-Bewertung relevant ist.
Allerdings ist Reshoring kein einfacher Schritt. Höhere Lohnkosten, strengere Auflagen und ein angespanntes Arbeitskräfteangebot machen die Umsetzung schwierig. Viele Unternehmen entscheiden sich daher für eine „Nearshoring“-Strategie, also die Verlagerung in Nachbarländer mit besserem Kosten-Nutzen-Verhältnis.
Langfristig könnte sich der Trend dennoch verstärken – vor allem durch Automatisierung, Robotik und KI, die Produktionsprozesse effizienter und weniger arbeitsintensiv machen. Deutschland hat die Chance, seine industrielle Basis zu stärken, wenn es gelingt, die Rahmenbedingungen für inländische Produktion attraktiver zu gestalten.